Unsere 3 Kirchen

Die Geschichte der deutschsprachigen Gemeinden im Kanton Waadt ist uns seit dem 18. Jahrhundert überliefert, aber die Kirchen existierten schon zur Berner Zeit. Durch den Ausbau des europäischen Eisenbahnnetzes begann der internationale Tourismus aufzublühen. Wegen des milden Klimas und der Schönheit der Landschaft liessen sich viele wohlhabende Deutsche am Genfersee nieder. Die Leute blieben oft während der ganzen Wintersaison, damals Hauptsaison, und brachten auch ihr Personal mit.

 

Ortsgemeinde Vevey

Kirche Vevey f. Flyer
Kirche Vevey, Rue du Panorama 8

Die erste Gemeinde existierte schon 1718 zur Berner Zeit und wurde 1805 nach der Vertreibung der Berner, per Gesetz aufgehoben. 1833 wurde sie neu gegründet und 1861 stiftete die Senatorenwitwe aus Hamburg, Frau Fanny Jenisch, im Andenken an ihren in Vevey verstorbenen Gatten das heutige Kirchengebäude. Da das Gebäude, der damaligen „église libre“ zum Verkauf stand, schenkte sie dieses der „deutschen Gemeinde“. Früher waren viele Deutsche in der Gemeinde, später Schweizer, so suchen heute vermehrt Angestellte aus den ortsansässigen Firmen den Kontakt.

 

 

 

Ortsgemeinde Montreux

Deutsche Kirche Montreux, Av. Claude Nobs 4
Kirche Montreux, Avenue Claude Nobs 4

Zur seelsorgerlichen Betreuung der Deutschen in Montreux, wurde ein Komitee gegründet. Pfarrer aus den Gemeinden Aigle und Vevey betreuten vorerst auch die Gemeinde in Montreux. Am 1. März 1879 wurde die Kirchgemeinde Montreux gegründet. Im Mai 1880 wurde der Grundstein für die Kirche mitten im Rebberg gelegt und ein Jahr später wurde die im neuromanischen Baustil erbaute Kirche eingeweiht. Der erste Weltkrieg hatte den Zusammenbruch der „Belle Epoque“ zur Folge. Dies brachte den Fremdenort Montreux in eine schwere Krise, die auch die deutschsprachige Gemeinde zu spüren bekam. Gäste und Hotelangestellte wanderten ab. Die Finanzlage war mehr als angespannt, grosse Defizite waren die Regel. Es grenzt an ein Wunder, dass die Gemeinde überlebt hat.

 

 

Ortsgemeinde Aigle

Farel-Kirche, Rue du Midi 8
Farel-Kirche, Rue du Midi 8

Die Kirche wurde im 12. Jahrhundert gegründet und dem Apostel Jakobus geweiht. In der Reformationszeit predigte in dieser Kirche der Reformator Wilhelm Farel. Durch sein Wirken wurde Aigle zum ersten reformierten, französischsprachigen Ort weltweit. Von 1836-45 wurde die Kirche durch deutschsprachige Protestanten und Katholiken gemeinsam genutzt. Im deutsch-französischen Krieg (1871) diente sie sogar als Unterkunft für verwundete Franzosen. 1892 wurde die Kirche durch das deutschsprachige Komitee zurückerworben. Heute ist die heimelige Kirche mit Vevey und Montreux Teil der Kirchgemeinde Est Vaudois.

 

 

Wir können nur staunen, dass unsere Gemeinden alle Krisen dieser bewegten Jahre mit ihrer ganzen sozialen, politischen und geistigen Umschichtung überlebt haben. Die Geschichte zeigt, wie die Gemeinden sich immer wieder in neuen Situationen behaupten mussten. Auch heute bemühen wir uns, interessante und vielfältige Aktivitäten anzubieten.

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Dank dem treuen Einsatz der Mitglieder konnte die Arbeit durch getragen werden. Einige Deutschschweizer Landeskirchen und später auch die Waadtländer Kantonalkirche engagierten sich für unsere Kirchgemeinde. Die Schwerpunkte veränderten sich im Laufe der Zeit: Seelsorge unter Hotelangestellten, Jugendarbeit unter den Welschlandgängern, Camping-Gottesdienste. 1994 Eingliederung in die Kantonalkirche EERV, 2000 Zusammenschluss der drei Gemeinden Vevey – Montreux – Aigle zur Kirchgemeinde Est Vaudois.